Ist Ihr Doktortitel weltweit anerkannt?

Eine Promotion, das bedeutet viele Jahre wissenschaftlicher Arbeit. Sie investieren viel Zeit und Mühe in Ihre Doktorarbeit und erhalten nach ihrer Veröffentlichung endlich den heißbegehrten Doktortitel. Den trägt man natürlich mit Stolz – und gutem Recht. Zumindest hierzulande. Nun steht es Ihnen frei, sich auch im Ausland als Arzt, Architekt oder Lehrer zu verwirklichen. Auf der ganzen Welt sind diese Berufe dringend gesucht. Aber ist Ihr deutscher Doktortitel in anderen Ländern anerkannt? Die kurze Antwort lautet: Es kommt darauf an. Sie haben zunächst einmal keinen Anspruch darauf, weltweit Ihren Doktortitel oder andere akademische Grade geltend zu machen. Wie Sie trotzdem im Ausland in Ihrem Beruf arbeiten können, wo das möglich ist und was Sie dafür tun sollten.

Ein Äquivalenzabkommen regelt die Anerkennung

Der akademische Grad, den Sie in Deutschland erworben haben, zum Beispiel Ihr Doktortitel, ist nicht automatisch in allen Teilen der Welt anerkannt. Wenn Sie dennoch auswandern oder für eine bestimmte Zeit im Ausland arbeiten möchten, hilft Ihnen das sogenannte Äquivalenzabkommen. Zwischen Deutschland und vielen anderen Ländern bestehen solche Abkommen und regeln die Vorgaben für die internationale Anerkennung von Promotionen. Natürlich in beide Richtungen. Entschieden wird dann jeder Einzelfall. Besonders im angloamerikanischen Raum ist der Prozess oft langwierig, Ihre Promotion anerkennen zu lassen. Doch auch im europäischen Raum tun sich viele Hürden auf. Daran hat auch der Bologna-Prozess zur Angleichung der Studienstrukturen leider nichts geändert. Mit dieser Erklärung wurde 1999 versucht, Studiengänge und Abschlüsse europaweit zu vereinheitlichen. Damals hielt man viel von einer internationalen Mobilität von Studierenden und wollten ihnen den Weg ebnen, auch im Ausland arbeiten zu können.

 

Oft wird von Fall zu Fall entschieden

Zwar gibt es Konventionen des Europarates, die Regelungen für den gesamten europäischen Raum vorsehen, darunter die von über 50 Staaten unterzeichnete Lissabonner Anerkennungskonvention. Außerdem bestehen bilaterale und europäische Äquivalenzabkommen. Doch laut der Kultusministerkonferenz wird auch heute noch oft von Fall zu Fall entschieden, ob eine Promotion in einem anderen Land anerkannt wird. Diese Einzelfall-Entscheidungen können der Arbeitgeber in spe, die Behörden vor Ort oder manche Hochschulen beurteilen und treffen. Das deutsche Bundesbildungsministerium sieht sich die Hände bei ausländischen Anerkennungsentscheidungen gebunden. Immerhin müsse das Land entscheiden, in dem man nach seiner Promotion gern arbeiten würde. Die Äquivalenzabkommen geben dennoch Orientierung, welche Kriterien Sie in welchem Land für die gleichwertige Anerkennung erfüllen müssen. Deutschland hat aktuell Äquivalenzabkommen mit 15 anderen Staaten, in denen die Stellung der Hochschulabschlüsse geregelt ist. Bilaterale Erklärungen gibt es außerdem mit Russland, Australien und Palästina. Erklärungen mit den USA bestehen nicht, da sich die meisten Hochschulen nicht darauf einlassen möchten. Mit einzelnen Einrichtungen bestehen dennoch Kooperationen.

Manche Berufe müssen anerkannt werden

Nun gibt es dennoch eine Liste der Berufe, die in der Regel international anerkannt werden müssen. Auf dieser Liste stehen dem Alphabet nach: Architekt, Arzt, Elektriker, Handwerker, Pflegekräfte, Lehrkräfte und Mechaniker. Diese Berufsabschlüsse gelten auch im Ausland – Ausnahmen bestätigen auch hier wieder die Regel. Oft muss man sich durch bestimmte Abschlüsse, Berufserfahrung, den Nachweis von Sprachkenntnissen und die Übersetzung aller Zeugnisse im Ausland beweisen. In Australien und Neuseeland haben es Allgemeinmediziner und Fachärzte besonders schwer: Sie müssen eine anspruchsvolle medizinische Prüfung ablegen, um dort als Ärzte arbeiten zu können. Innerhalb Europas ist es also am einfachsten, wenn Sie Ihren Doktortitel tragen möchten. Übrigens ist es in Deutschland viel üblicher, dass Sie auch mit Ihrem Doktortitel angesprochen werden und darauf bestehen können. Im anglofonen Raum hält man sich bedeckt und verwendet ihn nicht in der Anrede. Weitere Informationen zum Arbeiten im Ausland und was Sie dabei noch beachten müssen, finden Sie in entsprechenden Ratgebern. Diese sind bei den meisten Buchhandlungen, zum Beispiel Thalia, online erhältlich.

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