Karrierechancen Unterschiede Frau und Mann

Die Welt ist voller Klischees

Für den einen oder anderen sind Klischees zwischen Männern und Frauen lustig. Männer gleich Fußball und Autos. Frauen gleich Shoppen und Schuhe. Doch wenn es um die Karrierechancen von Männern und Frauen geht, dann bergen Klischees teils große und signifikante Unterschiede mit sich. Wir gehen in diesem Beitrag auf die relevanten Vorurteile für Gesellschaft und Arbeitsmarkt ein.

Wie die Berufswahl gelenkt wird

Eine Problematik besteht darin, dass einen Klischees bei der Berufswahl daran hindern, den richtigen und passenden Job zu finden. Häufig entscheiden sich junge Menschen für einen Beruf, der ihrem Geschlecht nahekommt – also wo vermehrt der jeweilige Geschlechteranteil arbeitet. So sind beispielsweise Männer eher in technischen Berufen tätig. Frauen hingegen entscheiden sich häufiger für soziale Berufszweige. Heute finden Sie fast ausschließlich Männer, die zum Beispiel in einer Kfz-Werkstatt arbeiten. In Kitas hingegen sind vermehrt Frauen vorzufinden.

Klischees werden seit Generationen weitergegeben

Ein interessantes Phänomen entsteht, wenn Berufe von einer Generation zur nächsten Generation weitergegeben werden. Da sich die Familie und Freunde wenig mit anderen Berufen auseinandergesetzt haben, erlernen die Kinder oftmals ähnliche Berufe wie ihre Eltern. Das kann natürlich die Berufswahl erleichtern, doch führt oftmals dazu, dass die Menschen auf Dauer unglücklich werden, wenn ihnen der Beruf nicht gefällt. So ist es nicht untypisch, dass in einer Arztfamilie auch später die Kinder einen medizinischen Beruf erlernen. Das Gleiche gilt für Musikerfamilien, Anwälte, Polizisten, usw.

Eine weitere große Problematik besteht darin, dass Frauen weniger in das Erwerbsleben integriert sind. So zeigt eine Studie von 2016, dass fast 80 Prozent der Frauen in Teilzeitjobs tätig sind, wohingegen nur 20 Prozent der Männer in Teilzeit arbeiten. Daraus lässt sich ableiten, dass Frauen weiterhin die Hauptverantwortung für den familiären und häuslichen Bereich tragen. Das Bild der häuslichen Frau wurde in den letzten Jahren noch weiter verstärkt. Wenn 2010 noch rund ein Drittel der Frauen Teilzeit gearbeitet haben, so waren es 2016 schon fast die Hälfte aller erwerbstätigen Frauen in Deutschland. Zumindest in diesem Zeitraum wird deutlich, dass es eine größere Ungleichheit zwischen Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt gab.

Weitere Klischees

Laut “Klischee-Frei” erlernen rund die Hälfte junger Männer einen Top-20-Job. Darunter zählen Berufe wie Kfz-Mechatroniker, Industriemechaniker, Elektroniker und Anlagenmechaniker. Bei Frauen entscheidet sich die Hälfte für einen Top-10-Ausbildungsberuf: Kauffrau für Büromanagement, Verkäuferin, Zahnmedizinische Fachangestellte und Friseurin.

An Hochschulen lassen sich auch die Geschlechterklischees deutlich aufzeigen: junge Studenten entscheiden sich vermehrt für Betriebswirtschaftslehre (BWL), Maschinenbau, Informatik und Elektrotechnik. Bei den Studentinnen sind es neben der Betriebswirtschaftslehre auch Rechtswissenschaften, Germanistik und Medizin, darunter auch die Allgemein-Medizin.

Gender Pay Gap: Zwei Problematiken

Laut dem DIW, dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, ergeben sich zwei teils erhebliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt: So verdienen dabei Menschen im Schnitt weniger, wenn sie einem typischen Frauenberuf nachgehen. Auf der anderen Seite ist es umgekehrt. Wer einem typischen Männerberuf nachgeht, verdient für Gewöhnlich mehr Geld. Im öffentlichen Dienst hingegen gibt es wesentlich weniger Abweichungen, da dort nach dem Tarifvertrag das Gehalt ausbezahlt wird.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass Frauen im Durchschnitt ein Fünftel weniger verdienen als Männer, obwohl sie den gleich Job ausführen. Daraus ergibt sich, dass am Ende des Arbeitslebens eine Rentenlücke zwischen Männer und Frauen von bis zu 42 Prozent besteht.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass zwar in der Theorie die Männer und Frauen gleiche Chancen bei der Berufswahl bekommen, doch sieht man, wie sich soziale Klischees auf den Arbeitsmarkt auswirken. Hinzu kommt, dass Männer weiterhin im Durchschnitt besser bezahlt werden als Frauen. Diese haben wiederum weniger Möglichkeiten auf eine Vollzeit-Arbeitsstelle, da das Klischee der Hausfrau weiterhin präsent bleibt. So ergibt sich automatisch die sogenannte Gender Pension Gap, bei der Frauen teils beträchtliche Einbußen bei der Höhe der Rente erleiden. Diese Problematik lässt sich vor allem im privaten Wirtschaftssektor durch transparentere Gehälter etwas verbessern.

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