Meister oder Techniker: Weiterbildung, aber welche?

Sie haben Ihre Ausbildung in einem gewerblich-technischen Beruf abgeschlossen und fragen sich: Was jetzt? Oder Sie arbeiten schon einige Zeit in Ihrem Beruf in der Industrie und möchten nun etwas Neues lernen, andere Aufgaben und vor allem mehr Verantwortung übernehmen? Dann ist eine Weiterbildung der richtige Schritt für Sie. Ist dieser Entschluss einmal gefasst, haben Sie schon halb gewonnen.

Doch für welche Weiterbildung werden Sie sich entscheiden? In der Industrie sind sowohl der Meister als auch der Techniker eine Option für Sie. Um eine Wahl zu treffen, sollten Sie sich zunächst ausführlich über beide informieren. Stellen Sie die Weiterbildungen gegenüber und finden Sie heraus, was für Sie das Beste ist. Die Inhalte der Aufstiegsweiterbildung unterscheiden sich ebenso wie das jeweilige berufliche Ziel. Welche Voraussetzungen Sie erfüllen müssen, wie die Aufstiegsfortbildung genau aussieht und welche Chancen Sie mit welchem Titel auf dem Arbeitsmarkt haben.

Wie wird man ein Meister?

Zunächst einmal gibt es nicht den einen Meister, sondern je nach Fachrichtung viele verschiedene Meistertitel mit Untergruppen, darunter Handwerksmeister, Fachmeister oder Industriemeister. Letzterer kann ein Industriemeister Metall, Industriemeister Elektrotechnik oder Industriemeister Mechatronik sein und so weiter. Um den Meisterbrief zu erhalten, müssen Sie zunächst die Berufsausbildung im entsprechenden Fachbereich ablegen, die Facharbeiterprüfung bestehen, im Handwerk Gesellenprüfung genannt. Dann können Sie sich direkt bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) oder Handwerkskammer (HWK) anmelden, um in Vollzeit oder berufsbegleitend in Teilzeit die Meisterschule zu besuchen.

In Vollzeit dauert der Meister ein Jahr, in Teilzeit bis zu dreieinhalb Jahre. Tatsächlich können Sie die Meisterprüfung auch ablegen, ohne vorher am Unterricht teilzunehmen. Da Ihnen dort aber alle Kenntnisse vermittelt werden, die auch in der Prüfung abgefragt werden, empfiehlt es sich. Wenn Sie Meister-BAFöG beantragen möchten, müssen Sie in jedem Fall zur Schule gehen. Die Prüfung besteht aus fachrichtungsspezifischen Teilen, die praktisches Fachwissen inklusive eines Meisterstücks und der entsprechenden Dokumentation in einer Meisterarbeit umfassen. Weiteres Fachwissen wird in Klausuren abgefragt. Hinzu kommen fachrichtungsübergreifende Teile wie Betriebswirtschaft, Buchführung, Recht, sowie Berufs- und Arbeitspädagogik. Außerdem enthält die Aufstiegsfortbildung zum Meister in der Regel auch die Ausbildereignungsprüfung. Der dabei erworbene AdA-Schein berechtigt Sie dazu, auszubilden.

Wie wird man ein Techniker?

Auch für den Techniker sollten Sie eine Berufsausbildung abschließen und danach so viel Berufserfahrung sammeln, dass Sie insgesamt auf vier Jahre kommen. Nach drei Jahren Ausbildung brauchen Sie also ein Jahr Berufserfahrung und können auf eine Technikerschule. Verkürzen Sie Ihre Ausbildung, brauchen Sie entsprechend mehr Jahre. Doch auch wenn Sie keine abgeschlossene Ausbildung nachweisen können, besteht eine Möglichkeit auf den Techniker-Abschluss.

Wenn Sie mindestens sieben Jahre einschlägige Berufserfahrung vorweisen und mindestens die Mittlere Reife haben, können Sie dennoch zur Technikerausbildung zugelassen werden. Diese ist deutlich theorielastiger, eher akademisch ausgerichtet. Sie enthält weniger Praxis, also auch keine praktische Prüfung wie das Meisterstück. Auf dem Stundenplan stehen allgemeinbildende Fächer wie Deutsch, Mathematik und Englisch, aber auch technisch anspruchsvolle Theorieinhalte wie Konstruktion und Berechnung. Dazu kommen betriebswirtschaftliche Kompetenzen. Am Ende der Aufstiegsfortbildung arbeiten Sie dann eine Technikerarbeit aus. Diese ist eine umfangreiche Projektarbeit zu einem komplexen Thema mit einer in der Lösung offenen Aufgabenstellung. Diese können Sie zum Beispiel in einem Unternehmen schreiben. Den AdA-Schein können Sie als Techniker separat bei der IHK erhalten. Insgesamt dauert der Techniker in Vollzeit zwei, in Teilzeit bis zu vier Jahre. Literatur als Prüfungsvorbereitung gibt es zum Beispiel bei Thalia.

Wo liegt der Unterschied?

Als Industriemeister können Sie einen eigenen Betrieb aufbauen oder übernehmen. Sie dürfen außerdem Facharbeiter beschäftigen und ausbilden. Der Techniker ist vielmehr eine qualifizierte industriell-technische Fachkraft, die in einem Industrieunternehmen angestellt ist. Sie können sowohl als Techniker als auch als Meister Abteilungs- oder Produktionsleiter werden, wo Sie auch ohne Selbstständigkeit Personalverantwortung tragen. Sie sind dann der Mittler zwischen Betriebsleitung und Mitarbeitern und können durchaus die mittlere Management-Ebene erreichen. Dabei koordinieren Sie die Abläufe in der Produktion und verantworten die Qualitätssicherung inklusive Arbeitsschutzes und Unfallverhütung.

Bei der Meisterausbildung liegt der Fokus aber viel mehr auf der praktischen Expertise sowie auf der Personalverantwortung, dem Führen und Ausbilden von Mitarbeitern. Währenddessen ist ein staatlich geprüfter Techniker ein Fachexperte auf seinem Gebiet, der die Prozesse und Technologien in der Theorie exzellent beherrscht und dadurch auch in der Entwicklung, Konstruktion, Forschung oder Beratung gefragt ist. Die Verantwortung liegt eher auf den Inhalten, den Produktionsabläufen oder der Qualität und Sicherheit und seine Stelle kommt eher der eines Ingenieurs gleich.

 

Wie viel verdient ein Meister?

Nun zu einer der wesentlichsten Fragen, die sich stellt, wenn es um Aufstiegsweiterbildungen geht. Lohnen sich Kosten, Zeit und Mühe? Springt dabei tatsächlich ein höheres Gehalt raus? Im Allgemeinen: ja. Im Speziellen entscheiden viele Faktoren über Ihren Verdienst, etwa die Branche, Ihr Geschlecht, Ihr Wohnort, Ihre Berufserfahrung, Ihre Qualifikation und die Größe des Unternehmens, in dem Sie arbeiten. Grundsätzlich lohnt sich die Weiterbildung zum Meister immer. Sie sind sehr gefragt auf dem Arbeitsmarkt und sozusagen fast sicher vor Arbeitslosigkeit und auch vor einem Niedriglohn. Im Durchschnitt verdienen Industriemeister gut 3.200 Euro pro Monat. Gerade in größeren Unternehmen und mit einigen Jahren Berufserfahrung können Sie auch 5.000 Euro und mehr erreichen. Am Ende entscheidet die Stelle, die Sie ausführen.

Wie viel verdient ein Techniker?

Von einer Aufstiegsfortbildung auf einer Technikerschule profitieren Sie nicht nur persönlich und fachlich, sondern möchten natürlich auch gehaltstechnisch einen Sprung machen. Und die Weiterbildung lohnt sich, da Techniker immer gefragt sind und einen sehr guten Verdienst erwarten können. Chemie-Techniker erhalten mit ca. 3.900 Euro im Monat durchschnittlich am meisten. Techniker im Maschinenbau können immerhin 3.450 Euro, Elektrotechniker 3.100 Euro erwarten. Die Summen sind nach oben offen! Heutzutage ist der Techniker tatsächlich immer noch etwas besser angesehen als der Meister und es ist gut möglich, dass Sie mit dem Techniker bessere Stellen und vor allem bessere Gehaltsstufen erreichen können. Je nach Geschlecht, Bundesland, Unternehmensgröße, Arbeitszeitmodell und Ihrer Berufserfahrung und weiteren Qualifikationen kann Ihr Gehalt zusätzlich deutlich höher ausfallen. Der Vorteil der Techniker-Weiterbildung gegenüber einem Studium ist vor allem der geringere Zeitaufwand mit anschließend durchaus ähnlichen Karrierechancen.

Wie anerkannt sind die beiden Weiterbildungen?

Der Meister ist in Industrieberufen überaus beliebt. Die Anerkennung ist Ihnen damit sicher. Sie qualifizieren sich dadurch für viele Stellen auf dem Arbeitsmarkt, der dringend qualifizierte Fachkräfte sucht. Außerdem ist der Meister der höchste Abschluss im Handwerk und zudem der wohl traditionsreichste Titel. Daher gehört er für viele, egal ob im Handwerk oder in der Industrie, zur Karriere einfach dazu. Im Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) werden sowohl die Meisterbriefe der HWK und IHK als auch die Technikerabschlüsse der Stufe 6 von 8 zugeordnet.

Sie stehen damit beide auf derselben Stufe, die sie sich auch mit dem Bachelor teilen. Natürlich ist der Meisterabschluss nur gleichwertig wie der Bachelor, nicht aber gleichartig. Während der Bachelorabschluss Sie zum Masterstudium berechtigt, können Sie mit dem Meister- oder Technikertitel erst das Bachelorstudium antreten. Da die Titel in verschiedenen Bildungsbereichen erworben werden, unterscheiden sich die Kompetenzen und Aufgaben. Der Meister ist der höchste Bildungsabschluss, den Sie im Handwerk erreichen können. Die Techniker-Ausbildung in der Industrie ist zwar umfangreicher und dauert daher auch länger, der Abschluss steht aber mit dem Meister und dem Bachelor auf derselben Stufe.

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