Programmierer-Gehalt: So viel verdient ein Softwareentwickler
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Kaum eine Gruppe ist gefragter als die IT-Ler. Der Gehaltsatlas von F.A.Z. und Gehalt.de zeigt, wo ihr Wissen am meisten wert ist.
Wohl dem, der programmieren kann. Denn die Digitalisierung sorgt für enormen Schub am Arbeitsmarkt. Nach Angaben des Branchenverbandes Bitkom sind in den vergangenen drei Jahren rund 100 000 neue Arbeitsplätze entstanden, insgesamt arbeiten zum Jahresende knapp 1,1 Millionen Menschen in den Unternehmen der Informationstechnik und Telekommunikation. Eigentlich hat die Branche damit keinen Grund zum Klagen – sieht man einmal davon ab, dass die Nachfrage nach Spezialisten immer größer und das Angebot am Markt immer kleiner wird. Bitkom schätzt auf Basis einer Umfrage unter 1500 Geschäftsführern und Personalverantwortlichen, dass es derzeit gut 55 000 offene Stellen für Informatiker gibt, das sind 8 Prozent mehr als im Vorjahr.
Drei von vier Unternehmen aus der IT-Branche klagen derzeit schon über einen Mangel. Besonders gefragt sind Softwareentwickler. Zwei von drei Unternehmen auf Mitarbeitersuche brauchen diese Programmierer. Aber des einen Leid ist des anderen Freud: Die Knappheit am Arbeitsmarkt treibt die Gehälter in die Höhe, wie der Gehaltsatlas dieser Zeitung und der Vergütungsberatung Gehalt.de zeigt. Das gilt sowohl für Softwareentwickler mit systemorientierten Aufgaben („Backend“) als auch für Kollegen, deren Arbeit sich um Benutzeroberflächen dreht („Frontend“). Ein Ende der Entwicklung ist nicht in Sicht, wie Philip Bierbach sagt, der Geschäftsführer von Gehalt.de. „Die Gehälter der Softwareentwickler im Backend- wie auch im Frontend-Bereich werden im nächsten Jahr weiter steigen – wenn nicht sogar stärker als vermutet“, sagt er. „Im Backend rechnen wir mit einem Zuwachs von 3,2 Prozent. Im Frontend prognostizieren wir ein Wachstum von 3,5 Prozent.“ Damit würde sich die Lücke zwischen den beiden Bereichen etwas schließen. Derzeit verdienen die Backend-Kräfte rund 56 700 Euro im Jahr und damit knapp 7000 Euro mehr als die Frontend-Kollegen.
Der Gehaltsatlas, für den rund 236 000 Vergütungsdatensätze ausgewertet wurden, zeigt allerdings auch ein erhebliches regionales Gefälle auf. Die Orte mit den besten Verdienstmöglichkeiten liegen allesamt im Süden oder Westen Deutschlands. Die Nummer eins ist Frankfurt am Main mit einem durchschnittlichen Einkommen für Backend-Entwickler von fast 69 000 Euro und mehr als 60 000 Euro für das Frontend. Knapp dahinter folgen Karlsruhe, München, Bonn und Stuttgart. Im Fall der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn dürfte der Konzernsitz der Deutschen Telekom eine bedeutende Rolle gespielt haben. Einen ähnlichen Einfluss dürfte der Autohersteller Audi für Ingolstadt und der Chemie-Konzern BASF für Ludwigshafen/Mannheim gehabt haben. Die Metropolen im Norden und Osten, Hamburg und Berlin, fallen in diesen Vergleichen deutlich zurück.
Schaut man sich die Branchen an, aus denen die Nachfrage nach Softwareentwicklern kommt, steht im Backend-Bereich Pharma mit annähernd 73 000 Euro ganz oben. Es folgen die Banken, die gerade im großen Stil ihre Prozesse digitalisieren, vor den Versicherungen. Berücksichtigt man, dass der französische Sanofi-Konzern in Frankfurt einen großen Standort hat und Finanzinstitute dort ohnehin stark vertreten sind, erklärt dies die hohen Durchschnittsgehälter zu einem großen Teil. Für Frontend-Programmierer dagegen lässt sich in den Branchen Maschinenbau, Versicherungen und Elektrotechnik am meisten Geld verdienen.
Gehaltsfachmann Bierbach sieht einige Entwicklungen, welche die Gehaltsentwicklung weiter antreiben dürften. Zum einen nennt er die steigende Nachfrage im Bereich Virtual Reality, also von 3D-Brillen, die einen hohen Bedarf an Software und damit auch Entwicklern mit sich bringt. Auch das Thema Cybersecurity bleibe hoch brisant. Auch hier sind viele Stellen unbesetzt, und die voranschreitende Digitalisierung erfordere immer mehr Experten, die sich um IT-Sicherheit kümmern. „Gehälter rund um 70 000 Euro im Jahr und mehr sind in diesem Segment keine Seltenheit – dies gilt auch für junge Beschäftigte“, sagt Bierbach. Schließlich legten auch Online-Händler zunehmend Wert auf mobile Nutzung ihrer Portale, wodurch die Entwicklung von Smartphone- und Tablet-Apps noch stärker an Bedeutung gewinnen werde. „Ein entsprechendes Knowhow in der App-Entwicklung lohnt sich damit finanziell immer mehr.“
SVEN ASTHEIMER
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