Was macht eigentlich ein Lektor?

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Wo ein Autor ist, ist auch ein Lektor nicht weit. Jeder Autorentext geht nämlich erst einmal über den Tisch eines Lektors, bevor er veröffentlicht wird. Dieser liest, redigiert und bewertet den Text und gibt ihm am Ende seinen Segen. Er schlägt oder nimmt außerdem verschiedene Änderungen vor. Dabei beäugt er kritisch dessen Inhalt, Sprache und Marktpotenzial. Erst wenn der Text perfekt ist, kann er in den Druck oder Upload gehen. Lektoren begleiten Autoren von der Idee bis zum fertigen Text. Darüber hinaus suchen sie neue Autoren und Projekte für Verlage oder Werbeagenturen und beschaffen Lizenzen. Vor allem aber lesen, lesen, lesen sie. Wie man Lektor oder Lektorin wird, was man mitbringen muss und wie viel man in diesem Job verdienen kann, lesen Sie hier.

Was macht ein Lektor?

Der Begriff Lektor leitet sich vom lateinischen lector für Leser ab, der wiederum von legere für lesen kommt. Jeder Text muss zunächst gelesen werden, bevor man mit ihm arbeiten kann. Lektoren suchen neue Autoren und Projekte, arbeiten für Verlage oder Werbeagenturen an Texten und begleiten Werke von ihrer Entstehung bis zu ihrer Veröffentlichung. Ein Lektorat bezeichnet die Arbeit am Text per se, aber auch die ganze damit betraute Abteilung in einem Verlag oder einer Werbeagentur.

Außerdem können Lektorate als Unternehmen anbieten, Texte aller Art zu korrigieren oder zu übersetzen. Korrekturen beziehen sich auf orthografische, grammatikalische, stilistische und inhaltliche Aspekte. Ein Lektorat als Textarbeit dient dem Zweck, ein Skript zu verbessern und ihn auf seine Veröffentlichung vorzubereiten. Dabei geht ein Lektorat immer über ein reines Korrektorat hinaus. Vor allem in Verlagen prüft ein Lektor oder eine Lektorin eingehende Manuskripte oder Typoskripte, akquiriert darüber hinaus neue Texte und Autoren, stellt das Verlagsprogramm zusammen, betreibt Publikationsmarketing und begleitet Texte so lange, bis sie veröffentlich werden. Er lektoriert.

Neben fest angestellten Lektoren arbeiten auch viele freiberuflich Tätige im Lektorat. Daher könnte es für Sie eine spannende Option sein, sich als Lektor einfach selbstständig zu machen. Vor allem, wenn es um spezielle Themenfelder geht, zieht man gern Experten auf dem entsprechenden Gebiet zu Rate. Freie Lektoren, gerade solche mit Spezialwissen, können nicht nur für Buchverlage arbeiten, sondern in aller Regel auch für Werbeagenturen, Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Privatkunden.

Wo arbeiten Lektoren?

In jedem Verlag werden Lektoren gebraucht, außerdem bei Verlagsagenturen und reinen Lektoraten. Doch auch viele Software- und Datenbankanbieter, Webportale und andere Unternehmen stellen gern Lektoren ein. In Verlagen entscheiden Sie als Lektor beispielsweise, welche Bücher wann veröffentlicht werden – und welche nicht. Sie arbeiten eng mit den Autoren zusammen und betreuen sie über die ganze Entstehung eines Werkes hinweg. Sie sind also essenziell für den Buchmarkt und das Verlagswesen. Je mehr Erfahrung Sie dabei sammeln, desto besser werden Sie den Büchermarkt kennen und Programme planen können.

Von Anfang an begutachten Sie Manuskripte, lektorieren und bewerten diese. Sie suchen Autoren im In- und Ausland, entwickeln Buchprojekte, kalkulieren Kosten, verhandeln Honorare, managen allerlei Projekte. Informationstexte verfassen Sie etwa für den Klappen- oder Umschlagstext selbst. Sie geben Übersetzungen, Illustrationen oder Bilder in Auftrag und beschaffen Lizenzen. Fertige Bücher vermarkten und verkaufen Sie. Arbeiten Sie in einem Werbelektorat, lektorieren Sie Texte wie Anzeigen, Imagebroschüren, Website-Content, Gebrauchsanweisungen und Geschäftsberichte. Wenn Sie vor allem die Vielfalt reizt, können Sie natürlich als freier Lektor selbst entscheiden, welche Aufträge Sie von welchen Verlagen, Unternehmen oder Agenturen annehmen.

Wie wird man Lektor?

Grundsätzlich ist die Berufsbezeichnung Lektor frei – ebenso der Zugang zum Beruf. Sie brauchen dafür keine bestimmte Ausbildung oder ein Studium. Die meisten Lektoren haben ein beliebiges geisteswissenschaftliches Studium, oft Germanistik, Anglistik, Literaturwissenschaften, Sprachwissenschaften, Buchwissenschaft oder Verlagswirtschaft abgeschlossen. Damit decken Sie auch schon viele wichtige Bereiche ab. In speziellen Studiengängen können Sie sich Fachwissen aneignen, das Ihnen als Alleinstellungsmerkmal auf dem freien Markt oder in Fachverlagen zugutekommt.

Als Ausbildungsberuf kommt vor allem der Buchhändler in Frage. Außerdem können Sie zum Beispiel als Verlagslektor Praktika und ein Volontariat absolvieren. Die Akademie des Deutschen Buchhandels bietet sogar berufsbegleitend eine Weiterbildung zum Lektor an. Die wichtigsten Voraussetzungen, wenn Sie Lektor werden wollen, sind jedoch, dass Sie eine fundierte Allgemeinbildung mitbringen, ein hervorragendes Sprachgefühl und vor allem Freude am Lesen. Danach müssen Sie sich nur noch für eine der verschiedenen Arten von Lektoraten entscheiden – oder Aufträge in mehreren Bereichen annehmen.

 

Verschiedene Arten von Lektoraten

Bei einem Lektorat überprüfen Sie einen Text immer zunächst inhaltlich und formal. Je nach Textform ergeben sich dabei verschiedene Schwerpunkte, weshalb man Lektorate in verschiedene Arten einteilen kann, vor allem diese:

Stilistisches Lektorat

Beim stilistischen, dem klassischen Lektorat begutachten Sie vor allem Rechtschreibung, Zeichensetzung, Grammatik, Sprache, Stil und Verständlichkeit eines Textes. Ist ein Skript gut und flüssig lesbar? Wirkt der Sprachduktus harmonisch? Passt die Dramaturgie? Ist die Argumentation logisch? Stimmen die Aussagen? Sie beurteilen, ob der Text in sein Genre passt, ob die Form eingehalten wird und er auch bei seiner Zielgruppe ankommt. Anpassungen nehmen Sie selbst vor oder besprechen größere Änderungen mit dem Autor, mit dem Sie ohnehin eng zusammenarbeiten. Dieses Lektorat ist bei allen Textformen- und arten gefragt und erfolgt immer vor einer eventuellen Veröffentlichung.

Wissenschaftliches Lektorat

Für das Wissenschaftslektorat werden Experten auf ihrem Gebiet gebraucht. Denn dabei arbeiten sie mit wissenschaftlicher Literatur wie Forschungs- und Abschlussarbeiten, darunter Diplom-, Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten, unter Einhaltung aktueller wissenschaftlicher Standards. Sie müssen ein enormes Fachwissen beweisen, aber auch die besonderen Richtlinien für das wissenschaftliche Arbeiten kennen und anwenden können. Insbesondere digitale Publikationen erfordern spezielle Kenntnisse, wenn es um Layout und Formatierung geht. Diese gehören daher oft zu den Anforderungen an Wissenschaftslektoren, wobei die Grenze zwischen Lektorat und Redaktion schwer zu ziehen ist.

Werbelektorat

Beim Werbelektorat geht es neben der formalen Korrektur darum, ob sich ein Text für eine bestimme Zielgruppe eignet und auch bei dieser ankommt. Kunden- oder produktspezifisch können klassische Anforderungen eines Lektorats schon einmal über den Haufen geworfen werden. Schreibt ein Unternehmen seine Werbetexte zum Beispiel vollständig in Kleinbuchstaben, ist das natürlich nicht falsch, sondern Teil der Corporate Identity. Typische Textformen sind Website- und Social Media-Texte, Produkt- und Imagebroschüren, E-Mails und Briefvorlagen, Visitenkarten, Gebrauchsanleitungen, Datenblätter, Kataloge, Plakate, Geschäftsberichte und allgemeine Geschäftsbedingungen. Auch Werbematerialien können zum Beispiel auf Konformität mit dem Corporate Design überprüft werden, etwa Verwendung einheitlicher Farben, Logos und Slogans.

Muttersprachliches Lektorat von Übersetzungen

Wenn Sie eine andere oder zweite Muttersprache sprechen, können Sie besonders als Übersetzer interessant sein. Denn Unternehmen, Agenturen und Verlage lassen Texte besonders gern von Muttersprachlern der Zielsprache übersetzen. Die Ergebnisse sind in der Regel deutlich besser, weswegen sich selbstständige Lektoren hier mit Ihren Sprachkenntnissen – vor allem in weniger verbreiteten Sprachen – besonders hervortun können. Gerade unter freien Lektoren und Übersetzern lohnt sich auch das Vernetzen, um gegebenenfalls auf Kollegen zurückkommen zu können.  Berufsverbände wie der BDÜ bieten außerdem Fortbildungen für Lektoren an, die speziell auf übersetzende Lektoren ausgerichtet sind.

Wie viel verdient man als Lektor?

Das Einkommen, das Sie erwarten können, hängt immer von der Unternehmensgröße, der Branche, Ihrer Qualifikation und Berufserfahrung, Ihrem Arbeitsort, verschiedenen sozialen Faktoren und der Verantwortung ab, die Sie übernehmen. Im Durchschnitt können Sie als Lektor mit einem Gehalt von 3.000 Euro brutto pro Monat rechnen. Wenn Sie als Lektor freiberuflich selbstständig tätig sind, rechnen Sie meistens pro Stunde, seltener pro Seite ab. Die Kalkulation erfolgt ähnlich wie beim Korrekturlesen oder bei redaktionellen Tätigkeiten. Als selbstständiger Lektor können Sie bei entsprechender Auslastung, Erfahrung und Qualität auch deutlich mehr verdienen.

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