Headhunter: aktive Personalvermittler im Auftrag von Unternehmen
Gut geführte Unternehmen überlassen ihre Suche nach geeignetem Personal nicht dem Zufall. Spezielle Tätigkeiten oder Positionen erfordern bestimmte Qualifikationen, Berufserfahrungen und Expertenwissen. Für besondere Aufgaben auf der Führungs- und Management-Ebene gibt es manchmal sogar namentlich bekannte Wunschkandidaten. Spätestens dann kommen Headhunter ins Spiel: aktive „Personaljäger“ auf der Suche nach klugen „Köpfen“ – was dem Bild der englischen Wortschöpfung tatsächlich sehr nahe kommt. Was Headhunter zur gezielten Personalsuche beitragen, hängt von ihrer Vorgehensweise ab. Nicht jeder Headhunter ist tatsächlich ein „Kopfjäger“ im traditionellen Sinne.
Headhunter: Wandlung eines ehemals zwiespältigen Berufsbilds
Die traditionelle Vorstellung über Headhunter entstammt einer Grauzone der Personalakquisition. Noch heute gilt es als nicht gerade vornehmste Art, Mitarbeiter und Führungskräfte bei anderen Unternehmen abzuwerben. Tatsächlich vermuten personalsuchende Unternehmen oft sogar, dass sie bei direkt konkurrierenden Unternehmen am ehesten fündig werden, wenn es um qualifizierte Mitarbeiter für den eigenen Bedarf geht. In solchen Fällen bieten Personalberater ihre Dienste als Headhunter an. In ihrer Rolle als Dienstleister treten sie diskret in Erscheinung. Der Auftraggeber bleibt zunächst unbekannt und auch der aktuelle Arbeitgeber des Umworbenen ahnt nichts von dessen möglicher Bereitschaft, den Arbeitgeber zu wechseln. Das ist – die traditionelle Vorstellung über Headhunter, die vor allem als Abwerben von Top-Managern in Erscheinung tritt.
Daneben hat die Branche der Personalberater bereits einen anderen Begriff geprägt, der sich von dem des Headhunters abhebt: „Executive Searcher“ oder „Executive Search Consultant“. Zudem bezeichnen sich auch konventionelle Personalvermittler mittlerweile gerne als Headhunter. Es klingt schlichtweg zielorientierter und markanter, wenn ein Personaldienstleister seinem Auftraggeber praktisch schon „Beute“ in Aussicht stellt, die lediglich noch eingefangen werden muss.
Wie arbeitet ein Headhunter?
In der Tat haben Headhunter etwas von ihrer geheimnisumwitterten Ausstrahlung verloren. Die Möglichkeiten, mit qualifizierten Fachkräften in Kontakt zu treten, sind im Internetzeitalter sehr weit gefächert. Aktive Personalberater nutzen unter anderem berufsbezogene Netzwerke wie Xing oder LinkedIn, um dort geeignete Kandidaten gezielt anzusprechen. Oder sie halten dort nach hinterlegten Profilen Ausschau, die für den Auftraggeber interessant sein könnten. Es ist hilfreich, nun ein paar kleine, aber entscheidende Unterschiede zwischen Personalvermittlung und aktiver Personalberatung im Sinne des Headhunting aufzuzeigen.
Personalvermittlung als konventionelle Dienstleistung
Personalvermittler tun das, was die eigene Personalabteilung eines Unternehmens auch leisten könnte: Stellenanzeigen aufsetzen, Bewerber selektieren und die Bewerbungsgespräche bis zum Abschluss eines Arbeitsvertrags begleiten. Es handelt sich somit um eine Dienstleistung, die dem beauftragenden Unternehmen in erster Linie Arbeit abnimmt. Ansonsten ist die Vorgehensweise eher konventionell. Zudem konzentrieren sich Personalvermittler keineswegs nur auf besonders qualifizierte Fachkräfte.
Personalberatung als gezielte Mission
Personalberater gehen hingegen deutlich unkonventioneller vor. Die Suche nach geeigneten Kandidaten erfolgt aktiv und zielgerichtet auf bestimmte Fach- und Führungskräfte. Oft wurden mit dem Auftraggeber bereits erste Vereinbarungen darüber getroffen, wie sich die Suche konkret vollziehen soll, also zum Beispiel durch Abwerben von Experten der Konkurrenz oder aus Unternehmen ähnlicher Branchen. Headhunter gehen davon aus, dass manche Fach- und Führungskräfte einen Anstoß von außen benötigen, um den Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber in Erwägung zu ziehen. Wer als Angestellter eines Unternehmens erfolgreich ist, also „fest im Sattel sitzt“, neigt eher nicht dazu, nach dem Feierabend regelmäßig die Stellanzeigen im Internet zu sondieren. Trotzdem kann er sich als anfällig für ein konkretes Jobwechsel-Angebot erweisen. Somit treffen Headhunter geradezu auf latenten Bedarf.
Wie verhalten Sie sich am besten, wenn ein Headhunter anruft?
In der Regel konzentrieren sich professionelle und erfahrene Headhunter auf Kandidaten, die tatsächlich so nah wie möglich dem Wunschprofil ihrer Auftraggeber entsprechen. Dass ein Headhunter Sie telefonisch kontaktiert, bedeutet somit zunächst, dass Sie ein potenzieller Kandidat sind. Nicht weniger, aber auch noch nicht mehr. Verhalten Sie sich zurückhaltend und freundlich. Vor allem sollten Sie am Arbeitsplatz kein längeres Gespräch mit einem Headhunter führen. Seriöse Vertreter der Branche stellen Ihnen eine Telefonnummer für Ihren Rückruf zur Verfügung. Sollte das nicht der Fall sein, ist dies bereits ein erstes Anzeichen dafür, dass der Anrufer nicht sonderlich professionell ist. Auch detaillierte oder bohrende Fragen nach Ihrer beruflichen Situation sind verdächtig. Ein guter Headhunter sollte sich im Vorfeld bereits umfassend über Sie informiert haben. Was Sie auf gar keinen Fall tun sollten: Signale der Unzufriedenheit mit Ihrem aktuellen Job aussenden. Mögliche Bemerkungen über Ihre Vorgesetzten oder gar Kritik an Ihrem Unternehmen oder Ihrem Arbeitsverhältnis sind unangebracht.
Lohnt es sich, Headhunter selbst zu kontaktieren?
Wer Headhunter beauftragt, bezahlt sie auch. Dass sich die Beute kostenlos einem Jäger anbietet, widerspricht dem ursprünglichen Geschäftszweck der aktiven Personalberater. Schließlich werden sie dafür bezahlt, eine „knappe Ware“ namens qualifiziertes Personal aufzuspüren. Und weniger dafür, die Wünsche von Jobsuchenden einzusammeln.
Aber das Berufsbild des Headhunters hat einiges von dieser Trennschärfe zwischen Vermittlung und Suche verloren. Heute gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich von Headhuntern finden zu lassen. In Jobbörsen können Sie zum Beispiel Ihr Profil zugänglich machen. Diese Vorgehensweise ähnelt dann allerdings auch dem Zufallsprinzip, dem Headhunter entgegenwirken sollen. Es kann zwar nicht schaden, sich selbst auf diese Weise in einen Kandidaten-Pool einzubringen. Steht aber eine ernsthafte Wechselabsicht im Raum, ist das eigene Sichten von Stellenangeboten immer noch die verlässlichere Strategie zum nächsten Schritt auf der Karriereleiter.