Benching ist das neue Warmhalten in der Arbeitswelt

Sie kennen das sicher auch: Sie stehen zwischen zwei Jobs und können sich nicht entscheiden, auf welchen Sie sich eher bewerben, oder welchen Sie eher zusagen sollen. Gleiches findet immer häufiger auf Arbeitgeberseite statt. Die Bewerber werden auf die Wartebank gesetzt, damit man lange genug Zeit hat, um sich für den vermeintlich besten Kandidaten zu entscheiden. Immerhin könnte ja ein Bewerber daherkommen, der noch ein bisschen besser ist als der aktuelle Favorit.

Dafür gibt es mittlerweile auch einen eigenen Begriff: Benching. Wer sich nicht entscheiden kann und Bewerber auf die Wartebank setzt, sie sich warmhält, der betreibt ganz aktives Benching. Das ist vor allem den Arbeitnehmern gegenüber nicht fair. Zum einen geht damit eine Ungewissheit einher, die man im heutigen Arbeitsleben nicht brauchen kann und zum anderen vermittelt es den Bewerbern das Gefühl nicht gut genug zu sein – obwohl der zukünftige Arbeitgeber noch gar nicht weiß, wie der Bewerber arbeiten wird. Die Angst davor, die falsche Entscheidung zu treffen, ist dennoch unverhältnismäßig hoch.

Wo es also an Verbindlichkeit und Gewissheit mangelt, kommt es oft zu Unzufriedenheit. Sie als Arbeitnehmer ärgern sich, weil sie lange auf Antworten warten müssen und ein Job, der für Sie eigentlich absolut passend gewesen wäre, sich langsam in einen Alptraum verwandelt – ohne dort jemals angefangen zu haben. Als Arbeitgeber wird man von der Angst geplagt, einen (möglicherweise) kostspieligen Fehler zu machen und einen echten Diamanten unter den Arbeitnehmern zu versäumen.

Damit die Bewerber nicht frühzeitig abspringen, werden ihnen immer wieder kleine Happen hingeworfen. Dass der Bewerbungsprozess noch nicht abgeschlossen sei, heißt es dann. Oder man müsse noch mit den zuständigen Entscheidungsträgern reden. Ausreden gibt es viele – für Sie als Bewerber sollten diese Aussagen jedoch ein (zumindest kleines) Warnsignal sein.

Es ist unwahrscheinlich, dass Sie die wahren Gründe dahinter erfahren – ob es wirklich nur noch kleine Problemchen gibt, oder ob Sie einfach nur hingehalten werden, weil ein noch besserer Bewerber gesucht wird – allerdings können Sie Ihrem eigenen Frust entgegenwirken.

 

Benching: Wie Sie sich verhalten sollten

Geben Sie dem Unternehmen ruhig einige Wochen Zeit. Bis zu drei sind absolut angemessen. Haben Sie nach dieser Zeit noch immer nichts gehört, können Sie vorsichtig nachfragen. Gerade dann, wenn Ihnen an der Stelle sehr viel liegt, sollten Sie das unbedingt tun und sich nicht darauf verlassen, dass man sich schon von allein bei Ihnen melden wird. Beginnen Sie doch einfach mit einer kurzen E-Mail und fragen Sie nach dem aktuellen Stand des Bewerbungsprozesses und ob es schon neue Informationen gibt. Erzählen Sie ruhig auch, wie sehr Ihnen das Bewerbungsgespräch – falls bereits eines stattgefunden hat – gefallen hat und wie gut Sie sich vorstellen können, im Unternehmen zu arbeiten.

Falls Ihnen das Telefonieren eher liegt und Sie die Nummer eines direkten Ansprechpartners haben, können Sie auch kurz telefonisch nachhaken, ob es Neuigkeiten gibt. Dabei sollten Sie stets freundlich und besonnen bleiben. Es sollte auf keinen Fall so klingen, als würde Ihr Leben von dem Job abhängen. Und falls es trotz allem nichts wird, bewerben Sie sich einfach weiterhin. Sie werden sicher eine Stelle finden, bei der dann auch wirklich alles passt.

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