Wie wird man eigentlich ein Meister?
Eines vorweg: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Woher kommen sie dann und was muss man tun, um sich Meister nennen zu können? Wer kann den Titel erhalten? Was sollte man dafür mitbringen? Im Grunde ist der Meister der höchste Berufsabschluss, den Sie in einem handwerklichen, technisch-gewerblichen, landwirtschaftlichen oder künstlerischen Beruf erlangen können. Der Begriff wird heute sogar synonym für eine Person verwendet, die eine Sache überragend gut kann. Und das zeichnet auch den Meister im ursprünglichen Sinne aus: Er ist ein echter Experte. Sein Fach beherrscht er meisterhaft und kann außerdem Personal führen und ausbilden. Wie Sie Meister werden und wieso die Weiterbildung sich für Sie lohnt.
Meister früher und heute
Früh übt sich, wer ein Meister werden will: Dieser Spruch fasst sehr gut zusammen, dass man sich nicht mal ebenso zum Meister erklären kann. Die Geschichte der modernen Handwerksmeister reicht zurück bis ins Mittelalter. Im Heiligen Römischen Reich bildeten sich Zusammenschlüsse von Handwerkern meist innerhalb ihrer Berufe, die sich Zünfte nannten. In diesen Gruppen gab es feste Regeln und jeder hatte gleichermaßen Rechte und Pflichten. So etablierte sich auch eine strikte Karrierelaufbahn für einen Handwerker: Alle Anwärter beginnen zunächst als Lehrling. Wer sich hocharbeitet, darf sich bald Geselle nennen. Und wer zuletzt ein sogenanntes Meisterstück abliefert und die Prüfung besteht, wird schließlich als Meister in die Zunft aufgenommen. Nur diesen standen die vollen Zunft- und Bürgerrechte zu. Die Mühe lohnte sich also. Sie durften selbstständig in ihrem Stand arbeiten, Gesellen beschäftigen und Lehrlinge ausbilden.
Das Erstaunliche: Diese Prinzipien bestimmen auch das aktuelle Ausbildungssystem: Lehrlinge, heute Auszubildende, werden im Handwerk zu Gesellen und in Industrie und Gewerbe zu Facharbeitern. Wer sich neben den Gesellen- oder Facharbeiterbrief den Meisterbrief hängen möchte, legt auch in der modernen Arbeitswelt noch die Meisterprüfung inklusive Meisterstück ab. Anschließend können Sie einen Betrieb führen, Gesellen beschäftigen und ausbilden – genau wie früher. So leben manche Bräuche wie etwa die Zunftkleidung von Zimmermännern oder Schornsteinfegern als Traditionen weiter.
Qualifikation für die Meisterprüfung
Bei der Meisterprüfung zeigen angehende Meister, dass sie dazu in der Lage sind, selbstständig in Ihrem Fach auf Meister-Niveau zu arbeiten. Sie beweisen sich darin, einen eigenen Betrieb führen zu können. Und Sie dürfen andere Gesellen ausbilden. Wer also ein Meister werden will, muss laut Handwerksordnung zunächst einmal eine Ausbildung und die Gesellprüfung im entsprechenden Handwerk absolvieren. Mehrere Jahre Berufserfahrung sind heute nicht mehr gefordert. Sogar die Teilnahme an einem Vorbereitungskurs, also der Meister- oder Fachschule, ist nicht obligatorisch. Die meisten Prüflinge besuchen diese allerdings. Achtung: möchten Sie das Meister-BAFöG erhalten, ist die Teilnahmen für Sie Pflicht. Immerhin bereitet sie optimal auf die Meisterprüfung vor und vermittelt das Wissen, das bei der Prüfung abgefragt wird. Wer trotzdem lieber zu Hause lernt, findet Literatur zum Thema auch online bei Thalia.
Ablauf der Prüfung
Die Meisterschule können Sie in Vollzeit oder Teilzeit an der Industrie- und Handelskammer (IHK) oder der Handwerkskammer (HWK) besuchen. Welche Inhalte Teil der Ausbildung und Prüfung sind, hängt von dem jeweiligen Bereich ab. Die fachrichtungsspezifischen Teile behandeln praktisches Fachwissen inklusive eines Meisterstücks und der entsprechenden Dokumentation in einer Meisterarbeit. Weiteres Fachwissen wird in Klausuren abgefragt. Hinzu kommen fachrichtungsübergreifende Teile wie Betriebswirtschaft, Buchführung, Recht, sowie Berufs- und Arbeitspädagogik. Auch in diesen Bereichen schreiben Sie Klausuren und legen eine Unterweisungsprobe ab. Außerdem enthält die Weiterbildung zum Meister in der Regel auch die Ausbildereignungsprüfung. Der dabei erworbene AdA-Schein berechtigt Sie dazu, auszubilden.
Stellung des Meisters
Im Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) werden die Meisterbriefe der HWK und IHK der Stufe 6 von insgesamt 8 Stufen zugeordnet. Sie stehen damit auf einer Stufe mit dem Bachelor und dem Techniker. Natürlich ist der Meisterabschluss gleichwertig wie der Bachelor, nicht aber gleichartig. Während der Bachelorabschluss Sie zum Masterstudium berechtigt, können Sie mit dem Meistertitel erst das Bachelorstudium antreten. Da die Titel in verschiedenen Bildungsbereichen erworben werden, unterscheiden sich die Kompetenzen und Aufgaben. Der Meister ist der höchste Bildungsabschluss, den Sie im Handwerk erreichen können. Dank der allgemeinen Hochschulzugangsberechtigung, die Sie dann innehaben, können Sie dennoch verschiedene Studiengänge belegen.
Die Meisterprüfung als zwingende Voraussetzung, um einen Handwerksbetrieb führen zu dürfen, also der sogenannte Meisterzwang, besteht nur noch in wenigen Berufen. Sie brauchen ihn aber, wenn Sie sich explizit Meisterbetrieb nennen möchten. Als Inhaber des Meisterbriefes dürfen Sie dann das Kürzel me. für Meister im Handwerk führen, also etwa Lisa Schmidt, Meisterin im Goldschmiede-Handwerk. Gemäß dem bundesweiten Berufsbildungsmodernisierungsgesetz von 2020 können Sie sich in Deutschland zusätzlich Bachelor Professional nennen.
Handwerksmeister und Industriemeister
Während der Handwerksmeister einen Betrieb führen, Gesellen beschäftigen und ausbilden darf, hat ein Industriemeister ganz andere Aufgaben. Die Motivation, den Meisterbrief zu erhalten, ist daher meist auch eine andere. Denn als Industriemeister sind Sie eine qualifizierte industriell-technische Führungskraft. Auch hier gibt es jedoch nicht den einen Meister: Man unterscheidet Industriemeister Metall von Industriemeistern Mechatronik, Industriemeistern Netz und so weiter. Sie können dank Ihres Meisterbriefes Abteilungs- oder Produktionsleiter werden, wo Sie auch ohne Selbstständigkeit Personalverantwortung tragen. Sie sind dann der Mittler zwischen Betriebsleitung und Mitarbeitern und können durchaus die mittlere Management-Ebene erreichen. Dabei koordinieren Sie die Abläufe in der Produktion und verantworten die Qualitätssicherung inklusive Arbeitsschutzes und Unfallverhütung. Vor allem in größeren Betrieben werden Sie jedoch nicht oder nur teilweise als Ausbilder eingesetzt.
So existieren also viele verschiedene Meistertitel in den handwerklichen, gewerblich-technischen und künstlerischen Berufen. Im kaufmännischen Bereich können Sie ebenso eine Qualifikation auf Meisterebene erhalten. Das Pendant ist der geprüfte Fachwirt oder der geprüfte Fachkaufmann. Wer sich für beides interessiert, sollte den technischen Betriebswirt in Betracht ziehen, der Fachkompetenzen aus dem kaufmännischen und gewerblichen Bereich kombiniert.