Was macht man eigentlich in der Literaturwissenschaft?

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Studiere doch einfach das, das dich am meisten interessiert. Wie oft haben Sie diesen Satz gehört? Wenn Sie als Kind schon regelmäßig ein Buch nach dem anderen verschlungen haben und auch heute nicht ohne Lektüre auf der Brust einschlafen, liegt doch nichts näher, als auch etwas mit Bezug zu Literatur zu studieren, meint man. Schließlich lesen Sie gern! Vielleicht schreiben Sie auch selbst fesselnde Tagebucheinträge, führen einen Reiseblog oder rezensieren Literatur für tausende Fans auf Instagram. Spätestens nachdem Sie erfolgreich das Abitur abgeschlossen haben, ja wenn nicht schon viel früher, stellt sich also die Frage, welchen Studiengang Sie belegen. Ob Sie sich wirklich für Literaturwissenschaft einschreiben sollten, was Sie für das Studium mitbringen müssen – und was es Ihnen bringt.

Was ist Literaturwissenschaft?

Die Literaturwissenschaft analysiert, interpretiert und vergleicht grundsätzlich alle Arten literarischer Werke. Romane, Poetik, Dramen – kein Text bleibt von Literaturwissenschaftlern unentdeckt. Dabei gibt es aus alten Schriften, historischen Dramen, Nachkriegsliteratur und sogar Tweets so einiges herauszulesen. Literaturwissenschaftler befassen sich mit Fragestellungen wie: Wie sind die bedeutendsten Werke unserer Literaturepochen entstanden? Was verraten sie uns über ihre Zeit? Welche Bedeutung hatten sie für die Gesellschaft, in der sie geschrieben wurden? Und welche Bedeutung haben sie heute noch? Diese Fragen sollten Sie brennend interessieren, wenn Sie erwägen, dieses geisteswissenschaftliche Studium zu beginnen. Außerdem sollten Sie gern lesen und werden daher sicher jetzt schon eine beträchtliche eigene Bibliothek verwalten. Alles von Klassikern bis hin zu moderner Literatur erhalten Sie auch günstig online bei Thalia.

Doch bevor Sie sich für ein Studium der Literaturwissenschaften entscheiden, sollten Sie sich erst einmal eine Übersicht darüber verschaffen, welche Inhalte Sie erwarten und welche Formen dieser Wissenschaften es überhaupt gibt. Vielleicht bevorzugen Sie Philologie, um den Aspekt der Sprachwissenschaft noch hinzuzufügen. Tatsächlich handelt es sich hier um einen sehr vielfältigen Bereich mit verschiedenen Studiengängen, für die Sie sich an vielen Einrichtungen einschreiben können. Hier nur einige Beispiele als ersten Überblick.

Eine Auswahl an Studiengängen

  1. Komparatistik

Die bekannteste Form der Literaturwissenschaften, die Komparatistik, stellt als Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft verschiedene literarische Werke gegenüber. Sie untersucht, worin sie sich gleichen und vor allem, worin sie sich unterscheiden. Neben deren Inhalten nimmt man dabei auch ihre Strukturmerkmale wie geographische oder zeitgeschichtliche Nähe unter die Lupe. Im Studium lernen Sie, Texte zu analysieren und interpretieren, etwa mit textimmanenten Methoden oder der Diskursanalyse. Außerdem wenden Sie Literaturtheorien auf die Interpretation einzelner Werke an. In jeder Form von Literaturwissenschaft setzen Sie sich mit Form und Aufbau von Texten, Stilmitteln und ihrer Rhetorik auseinander. Erst der Vergleich verschiedener Texte ist dabei natürlich besonders aufschlussreich.

  1. Literaturgeschichte

Ein weiterer spannender Studiengang ist Literaturgeschichte. Dieses Feld ist so umfassend, dass Sie sich nach dem allgemeinen Grundstudium am besten auf eine Epoche oder einen Fachbereich fokussieren. Dabei müssen Sie sich nicht auf etwas National-Geographisches wie mittelalterliche schwäbische Literatur konzentrieren, sondern können auch bestimmte Symbole, Motive oder Figuren untersuchen. Im Studium setzen Sie sich mit Gattungsdiskussion und Rhetorik auseinander. Praktika bieten sich in den Praxisphasen vor allem in Archiven, Bibliotheken und Museen an.

  1. Deutsche Literaturwissenschaft

Antike, Postmoderne, Gegenwart – auf der Zeitreise durch die deutsche Literaturgeschichte erwarten Sie viele spannende Stopps. Und wenn Sie die Geschichte der Literatur betrachten, müssen Sie immer auch Ihren Blick auf die Gesellschaft, Politik und Kultur ihrer Zeit richten. Was hat die Literatur bewegt? Wenn Sie Deutsche Literaturwissenschaft studieren, fokussieren Sie sich auf deutsche und deutschsprachige Literatur. Dabei lernen Sie, wie Sprache entsteht und wie sich aus Mittelhochdeutsch und anderen alten Sprachen das Deutsch entwickelt hat, das wir heute sprechen – und das sich auch heute noch ständig verändert. Sieben Semester reichen natürlich nicht, um die ganze Entwicklung der deutschen Literatur oder die sprachliche Entwicklung bis in die Neuzeit zu betrachten. Aber zumindest, um den Bachelor of Arts in Deutscher Literaturwissenschaft zu erhalten.

  1. Englische Literaturwissenschaft

Die englische Literaturwissenschaft erforscht, wie der Name vermuten lässt, die englischsprachige Literatur und Textproduktion Großbritanniens und Ir­lands sowie die New English Literatures aus den ehemals britischen Kolonien. Auch hier stellen Sie sich die zentralen philologischen Fragen und lernen die Methoden kennen, die Sie brauchen, um sie zu beantworten. Wie die Deutsche Literaturwissenschaft ist auch die Englische eng mit sprach-, kultur- und medienwis­sen­schaftlichen Aspekten verflochten. Daher müssen Sie auch sie aus vielen verschiedenen Perspektiven betrachten. Die Forschung ist so umfangreich, dass sie oft über die reine sprachwissenschaftliche Betrachtung hinausgeht und auch hinausgehen muss. Bekannte Beispiele sind etwa Masculinity oder Gender Studies, aber auch postkoloniale Literaturwissenschaft. Wer englische Literaturwissenschaft studiert, sollte die Sprache bereits vorher exzellent beherrschen.

  1. Angewandte Literatur- und Kulturwissenschaften

Ein hybrides Studium, das sowohl Inhalte aus der Sprach- als auch der Kulturwissenschaft vereint: Angewandte Literatur- und Kulturwissenschaften. Das Beste aus zwei Welten, wenn man so will – und wenn man sich neben Literatur- auch für Kulturwissenschaften begeistert. Dabei werden Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften nämlich vereint mit Interkulturellen Studien und Kulturwissenschaft. Dazu kommen Public Relations, Inhalte aus dem Bereich Medien und Projektmanagement. Die Fächer sind interdisziplinär und sehr kommunikationsintensiv. Wie einige andere literaturwissenschaftliche Studiengänge wird hier vorausgesetzt, dass Sie mindestens eine weitere Sprache neben Deutsch sprechen und auch bilinguale Inhalte verstehen. Außerdem sind Praxisphasen und Auslandsaufenthalte im Studium oft vorgesehen oder sogar verpflichtend.

 

Was müssen Sie für ein Studium mitbringen?

Historisch oder modern – egal für welches Studienfach Sie sich entscheiden, Sie befassen sich mit Texten, Texten, Texten. Sie sollten wirklich extrem gern lesen, auch die dicksten Wälzer nicht fürchten und Lust darauf haben, Schriftstücke aller Gattungen und Epochen zu analysieren oder zu interpretieren. Dabei müssen Sie sich zwangsläufig auch für die Autorinnen und Autoren sowie die gesellschaftlichen, historischen und politischen Bedingungen interessieren, die einen Einfluss auf diese Texte hatten.

Alle Methoden, die Sie brauchen, um Texte zu untersuchen und zu vergleichen, lernen Sie im Studium. Neben Lesezeichen und sehr vielen Textmarkern sollten Sie jedoch Sorgfalt und Struktur bereits in die Hochschule mitbringen. Das Wissen über Literatur, Literaturtheorie und ihre Analyse eignen Sie sich dann an. Kreativ, eigenständig und kommunikationsstark zu sein ist ein Vorteil. Außerdem sollten Sie Sprach affin und eloquent sein – mindestens in der deutschen, am besten noch in mindestens einer weiteren Sprache. Vor allem in der Vergleichenden Literaturwissenschaft stellen Sie verschiedensprachige Texte gegenüber und müssen diese auch im Original verstehen können.

Chancen nach dem Studium

Haben Sie Ihr Studium erfolgreich abgeschlossen, steht Ihnen die ganze Welt der Bücher offen: Auf der Hand liegen Jobs in den fachwissenschaftlichen Bereichen wie Buchhandel, Bibliotheken, Archive, Verlage und Lektoratswesen. Doch auch im Kultur- und Medienmanagement gibt es mindestens so viele Berufschancen für Sie wie Leihbücher in Ihrer Stadtbibliothek. Natürlich werden auch im klassischen Journalismus und in Redaktionen sowie in der Theater- oder Filmbranche immer Literaturwissenschaftler gesucht.

Jede Verwaltung und jedes mindestens mittelständische Unternehmen braucht zudem eine gute Öffentlichkeitsarbeit. Im Marketing, PR, Coaching und in der Unternehmensberatung sind auch Stellen für Literaturwissenschaftler frei. Wer tiefer in die Materie eintauchen möchte, geht nach dem Masterstudium in die Forschung oder in die Lehre an Universitäten. Doch auch mit einem Staatsexamen können Sie Lehrer zum Beispiel für Deutsch werden. Insgesamt sind die Chancen, in der Forschung und Lehre Karriere zu machen, aufgrund der hohen Nachfrage jedoch deutlich besser als beim Angebotsüberhang in der freien Wirtschaft oder der Verlagsbranche.

Das können Sie mit Literaturwissenschaften verdienen

Je nach Qualifikation, Branche, Position und Erfahrung kann Ihr Gehalt ganz anders aussehen. Ein Einstieg ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit 2.500 bis 4.000 Euro brutto im Monat möglich. Natürlich können lehrende Professoren an Universitäten auch leicht das Doppelte verdienen. In der Verlags- oder Kulturbranche, sowie im Journalismus können Sie mit 2.500 bis 5.000 Euro brutto im Monat rechnen. In der Unternehmensberatung und der freien Wirtschaft können Sie ebenso hohe Gehälter erwarten.

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