Assessment Center: Anspruchsvolles Auswahlverfahren bei Unternehmen
Das Auswahlverfahren dient Arbeitgebern dazu, aus mehreren Kandidaten den endgültigen Favoriten auszuwählen. Wenn sich mehr Bewerber auf eine ausgeschriebene Stelle bewerben, als offene Stellen zu besetzen sind, veranstalten Unternehmen oft ein Assessment Center. Auf die Teilnehmer wartet ein Mix aus Einzel- und Gruppenaufgaben, Rollenspielen und Präsentationsaufgaben. Im Wesentlichen geht es darum, dass sich die Personalentscheider ein realistisches und authentisches Bild von allen Bewerbern machen können.
Wie läuft ein Assessment Center ab?
Es gibt keine Richtlinien oder Bestimmungen, wie Unternehmen ein Assessment Center zu strukturieren haben. Auch die Dauer bleibt jedem Unternehmen selbst überlassen. Manche setzen einen halben Tag, andere auch zwei oder drei Tage für das workshopähnliche Auswahlverfahren an. Dabei gilt das Assessment Center als besonders anspruchsvoll. Unternehmen, die ein Assessment Center als Maßnahme zur endgültigen Entscheidungsfindung ansetzen, bemühen sich ebenso wie die Kandidaten selbst, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Mögliche Ausnahmen bestätigen eher die Regel. In namhaften Konzernen, die viele Hochschulabsolventen als mögliche Arbeitgeber in Betracht ziehen, können die Aufgaben für die Bewerber sehr herausfordernd sein. Die Logik dahinter ist nachvollziehbar: Je begehrter das Unternehmen als potenzieller Arbeitgeber, desto mehr Talent und soziale Kompetenz kann es angesichts der großen Auswahl an Bewerbern einfordern.
Was wollen Unternehmen durch Assessment Center herausfinden?
Es geht im Ergebnis nicht nur um fachliche Fähigkeiten oder besondere Begabungen in einer Disziplin. Das eigentliche Assessment – dem Wortsinn nach die Einschätzung und Bewertung der Kandidaten – schließt auch sogenannte Soft Skills ein. Weiche Faktoren, positive Charaktereigenschaften und ein angemessenes Sozialverhalten spielen im späteren Job-Alltag eine große Rolle und gelten als wichtige Kriterien für Personalentscheider. Einige Aufgaben, die am Tisch jeder für sich alleine lösen muss, können durchaus den Charakter einer Klausur oder einer Prüfung aufweisen. Aber ebenso auf dem Programm stehen Gruppenarbeiten und andere interaktive Aufgaben, bei denen es oft eher um Verhaltensweisen und Lösungswege als um die Lösung selbst geht.
Wie kann man ein Assessment Center erfolgreich bestehen?
Wäre es so einfach, diese Frage zu beantworten, würden sich die Unternehmen das Verfahren Assessment Center sparen. Spezielle Tests, die auf rein kognitive Fähigkeiten abzielen, bieten die Unternehmen oft schon im Vorfeld als Online-Tests an. Diese Hürde müssen die Bewerber dann erst einmal nehmen, um eine persönliche Einladung zum Assessment Center zu erhalten. Und dessen Sinn und Zweck besteht darin, vom gewohnten Schema typischer Prüfungssituationen abzuweichen. Es werden meistens nicht die begabtesten Genies, sondern die am besten zum Unternehmen passenden Mitarbeiter gesucht. Unternehmen nutzen bei einem Assessment Center auch die Chance, sich die eine oder andere Abschlussnote auf dem letzten Zeugnis noch einmal bestätigen zu lassen. Logisches Denken, kommunikatives Geschick und überzeugendes Präsentieren sind also grundsätzlich gute Voraussetzungen. Andererseits stehen ebenso persönliche Eigenschaften und Verhaltensweisen der Teilnehmer im Fokus der Ausrichter. Die Vorbereitung auf ein Assessment Center ähnelt somit dem vorbereitenden Training für Bewerbungsgespräche.
Wie können sich Teilnehmer auf ein Assessment Center vorbereiten?
Reisen Sie nicht mit dem Vorsatz an, unbedingt „gewinnen“ zu wollen. Zu den wichtigsten Voraussetzungen, um ein Assessment Center erfolgreich zu absolvieren, gehört eine entspannte Grundhaltung. Vor allem haben Sie nämlich nichts zu verlieren.
Teilnehmer sollten sich nicht unnötig unter Druck setzen
Sich auf ein Assessment Center vorzubereiten, ist zumindest in fachlicher Hinsicht kaum möglich. Wichtig ist, dass Sie ausgeschlafen und gut gelaunt erscheinen. Betrachten Sie ein Assessment Center als Chance, nicht als Prüfung. Trotzdem gibt es so etwas wie grundsätzliche Verhaltensregeln, die sich günstig auf das Resultat auswirken. Aber diese Regeln entsprechen so ziemlich dem, was Sie selbst bei anderen Menschen als positiv und sympathisch einschätzen:
- gut zuhören, wenn andere das Wort ergreifen
- einen Standpunkt oder ein Argument selbstbewusst anbringen, aber keinen Starrsinn an den Tag legen
- berechtigte Kritik anderer annehmen und selbst nicht als großer Kritiker auftreten
- schlau sein, aber nicht neunmalklug oder aberwitzig
- höfliche Bescheidenheit, aber auch keine allzu auffällige Nachgiebigkeit in Sachfragen
- Flexibilität, aber kein Opportunismus
- Teamfähigkeit, aber nicht bis an die Grenzen zur Selbstaufopferung oder Selbstverleugnung.
Natürliches, authentisches Auftreten ist gefragt
Wer zum Beispiel bei einer mehrtägig angesetzten Veranstaltung dieser Art seine Persönlichkeit der Situation anzupassen versucht, wird schneller auffliegen, als ihm lieb ist. In der Regel sind es psychologisch geschulte Personalprofis, die ein Assessment Center begleiten. Besonders trickreich Schokoladenseiten hervorkehren zu wollen, hilft nicht. Ebenso kontraproduktiv ist das Ausfahren der Ellbogen. Denn übertriebenes Konkurrenzdenken deutet nicht nur auf gutes Durchsetzungsvermögen hin, sondern auch auf ungünstige Eigenschaften wie Egoismus oder geringe Teamfähigkeit. Manche Aufgaben sind zudem von vorneherein so gestellt, dass sie eigentlich unlösbar sind. Dann geht es also nicht um Intelligenz und kreative Pfiffigkeit, sondern um Belastbarkeit in Stresssituationen.
Normal reagieren, wie im normalen Leben auch
Personalabteilungen denken sich stets neue Varianten aus, nach denen sie ihre spätere Einschätzung vornehmen. Oft bekommen die Teilnehmer gar nicht mit, dass sie sich gerade inmitten einer geplanten Situation befinden. Plötzlich ist ein Stuhl zu wenig da oder es ereignen sich „unvorhergesehene“ Pannen. Wer reagiert wie auf was? Kurzum: Einige Aufgaben werden Ihnen viel Konzentration abverlangen. Bei einem Test ähnlichen Aufgaben vertrauen Sie Ihrem IQ und der Tatsache, dass Sie nicht ohne Grund schon zur engeren Auswahl gehören. Bei anderen Situationen bleiben Sie natürlich und gelassen. Grundsätzlich gilt: Extrovertierte und besonders forsche Menschen finden ebenso einen Job wie eher zurückhaltende und schüchterne Bewerber.