Homeoffice: Chancen und Risiken
Für manche Menschen ist das Arbeiten im Homeoffice ein Segen, für andere wiederum nicht. Was steckt also dahinter? Was wissen wir wirklich, wenn es um das Thema Home Office geht? Und welche Chancen bzw. Risiken verbergen sich hinter dem Begriff Heimarbeit. Wir gehen der Sache ein wenig auf den Grund.
Chancen für den Arbeitgeber
Eine zweijährige großangelegte Studie, die durch den bekannten Wirtschaftswissenschaftler Nicholas Bloom durchgeführt wurde, hat sehr interessante Ergebnisse hervorgebracht. Die Studie zeigt auf, dass Unternehmen zum Teil gut von heimischer Arbeit ihrer Mitarbeiter profitieren können. Dazu wurde das Reiseunternehmen Ctrip (heute trip.com) als Beispiel zur Hand genommen.
Aus den Ergebnissen dieser Studie ging hervor, dass die Mitarbeiter eine höhere Produktivität aufwiesen. Der Grund dafür war unter anderem, dass die reine Arbeitszeit der Angestellten sich erhöht hat. Weniger Menschen kamen zu spät oder beendeten ihren Arbeitstag frühzeitig. Ein weiterer positiver Effekt: Die Konzentrationsfähigkeit der Mitarbeiter hat sich verbessert. Sie konnten sich besser auf ihre Arbeit fokussieren und konnten dadurch mehr Aufgaben erledigen. Doch damit nicht genug: In den zwei Jahren, in denen die Studie verlief, kündigten 50 Prozent weniger Arbeitnehmer. Es gab weniger Menschen, die einen Urlaub beantragt hatten und zusätzlich hat sich die Anzahl der Krankheitstage reduziert. Auch finanziell hat sich die Heimarbeit für das Unternehmen gelohnt: Pro Mitarbeiter konnte es durchschnittlich 2000 Dollar Miete für die beiden Jahre einsparen.
Vorteile für den Arbeitnehmer
In einer weiteren Umfrage aus dem Jahr 2020 haben mehr Mitarbeiter dafür gestimmt, dass sie zufriedener mit der Arbeit im Homeoffice sind, sofern die Arbeitszeiten auch eingehalten werden. Die Autorin Yvonne Lott resümiert in ihrem Bericht, dass Angestellte grundsätzlich engagierter, produktiver und glücklicher sind, wenn sie zu Hause die Möglichkeit zum Arbeiten bekommen. Dadurch lässt sich das private Leben besser in den Alltag integrieren und es können mehr Dinge im Haushalt erledigt werden. Auch Termine mit den Handwerkern können besser vereinbart werden.
Sich das Essen nach Hause liefern zu lassen, beispielsweise mit dem Rewe-Lieferservice oder bei HelloFresh, spart viel Zeit gegenüber einem vor Ort Einkauf. Wer noch dazu mit dem Auto zum Einkaufen fährt, weil schwere Produkte gebraucht werden, tut der Umwelt auch nichts Gutes. Man kann also sagen, dass vor allem auf die Zeit bezogen, viele Dinge einfacher werden. Logisch – wer jeden Tag zur Arbeit fahren muss, ist weniger zu Hause, findet weniger Zeit für die eigene Familie, die Freunde und das geliebte Hobby.
Risiken für den Arbeitnehmer
Allerdings gibt es auch eine Kehrseite, denn nicht alles was glänzt ist auch Gold: Viele Mitarbeiter beklagten sich darüber, dass sie sich isoliert und alleingelassen fühlten, weil sie weniger sozialen Kontakt zu ihren Kollegen bzw. Vorgesetzten hatten. Doch damit nicht genug: Wissenschaftler der Universität California Santa Barbara (UCSB) betonen, dass Heimarbeit nachweislich die Gefahr für Burnouts erhöht. Der Hintergrund dieser Aussage ist der, dass durch den fehlenden sozialen Kontakt die Menschen versuchen, ihr Arbeitspensum zu erhöhen. Sie verspüren mehr Leistungsdruck. Auch die Tatsache, dass man immer “erreichbar” sein muss, fällt hier ins Gewicht. So steigert sich automatisch der Zeit- und Kraftaufwand und führt nach neuesten Erkenntnissen einer AOK-Untersuchung öfter zur psychischen und mentalen Erschöpfung. Viele der Befragten finden es nicht einfach, das Privatleben mit dem Arbeitsleben unter einen Hut zu bekommen – dabei verschwimmen oft die Grenzen.
Zusammenfassung
Auch wenn viele weltweite Studien und Untersuchungen der Wissenschaft ein sehr großes Potenzial in Homeoffice sehen, so liegt es immer an den Umständen der einzelnen Menschen, wie sie ihr Privatleben mit ihrem Arbeitsleben vereinbaren können. Natürlich müssen gewisse Rahmenbedingungen auch zuhause gegeben sein, damit sich die Person wohl fühlt und dadurch eine positive Produktivitätsentwicklung an den Tag legt. Aber klar ist auch, dass es nicht jedem leichtfällt, die Grenzen zu setzen, wo die Arbeit aufhört und das private Leben anfängt.
Wenn Sie noch mehr über das Thema Homeoffice erfahren wollen, hören Sie doch mal in die passende Folge des F.A.Z.-Podcast „Beruf & Chance“ rein.
