Die Psychologie des Jobwechsels

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Wie Veränderungen im Beruf das mentale Wohlbefinden beeinflussen

Was macht ein Jobwechsel mit uns? Was sind die psychologischen „Fettnäpfchen“, die man in Zeiten der beruflichen Veränderung besser kennen und vermeiden sollte? Wenn man es richtig anstellt, kann der Wechsel des Arbeitsplatzes Teil eines gelingenden, erfüllenden Lebens sein und das eigene Wohlbefinden langfristig unterstützen. Der Artikel beleuchtet die psychischen Aspekte eines Jobwechsels und zeigt, wie man den Übergang am besten bewältigen kann.

Hierzulande wechseln Menschen den Arbeitgeber immerhin etwa alle 11 Jahre. In Skandinavien gibt es eine stärkere Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt mit einer höheren Jobwechselrate. In Großbritannien ist die durchschnittliche Rate mit 5 bis 6 Jahren noch einmal kürzer – ganz zu schweigen von den USA, wo Arbeitnehmer bereits alle 4 bis 5 Jahre den Job wechseln. 

Diese Zahlen zeigen, dass die deutsche Arbeitskultur als eher konservativ angesehen werden kann. Es gibt eine stärkere Neigung zu traditionellen Karrierewegen und weniger Betonung auf Risikobereitschaft und berufliche Veränderung. Bei älteren Generationen werden häufige Jobwechsel gelegentlich sogar als Zeichen von Unbeständigkeit oder mangelnder Loyalität angesehen, was Arbeitnehmer davon abhalten kann, häufiger den Job zu wechseln. Hinzu kommt, dass die deutsche Wirtschaft stark von mittelständischen, familiengeführten Unternehmen geprägt ist, die meist eine enge Bindung zu ihren Mitarbeitern pflegen. Und dann gibt es da noch die Arbeitnehmerrechte und andere Annehmlichkeiten, die mit längerer Betriebszugehörigkeit oft noch besser werden: Kündigungsschutz, Urlaubsanspruch, betriebliche Altersvorsorge.

Da will ein Arbeitgeberwechsel gut überlegt sein. Ein Jobwechsel im eigenen Betrieb fühlt sich hingegen meist nicht ganz so riskant an. Kein Wunder also, dass beruflichen Veränderungen häufig heftige innere, psychische Konflikte und emotionale Achterbahnfahrten vorausgehen: Treffe ich die richtige Entscheidung? Soll ich nicht lieber bleiben, wo ich mich auskenne und weiß, was ich habe? Was, wenn die neuen KollegInnen nicht nett sind oder die Aufgaben mich überfordern? Einerseits freut man sich auf Wachstumsmöglichkeiten und Verbesserungen der eigenen Jobzufriedenheit, andererseits kann das Unbekannte auch ganz schön Stress und Angst machen – ein Wechselbad der Gefühle.

Mehr als genug Gründe, sich einmal genauer die fünf wichtigsten psychischen Faktoren anzuschauen, die bestimmen, wann ein neuer Job einen Zugewinn an Lebensqualität verspricht, für den man sich gerne von alten Zöpfen trennt:

Faktor 1: Zugewinn vs. Verlust

Menschen haben mehr Angst, Vorhandenes zu verlieren, als etwas anderes hinzuzugewinnen – das bremst häufig die Euphorie der Veränderung. Als grobe Daumenregel lässt sich sagen, dass der gefühlte Zugewinn durch eine Veränderung in etwa doppelt so gewichtig sein muss, wie das, was wir dadurch aufgeben, damit wir eine Veränderung als attraktiv ansehen.

Faktor 2: Anpassungsfähigkeit

Personen, die sich generell schnell an neue Umgebungen und Aufgaben anpassen können, erleben oft positive psychologische Effekte nach einem Jobwechsel.

Faktor 3: Karriereentwicklung

Wissenschaftliche Arbeiten weisen darauf hin, dass Jobwechsel, die als Schritt in der Karriereentwicklung gesehen werden, das Selbstwertgefühl und die Jobzufriedenheit erhöhen.

Faktor 4: Work-Life-Balance

Jobwechsel, die zu einer besseren Work-Life-Balance führen, steigern das allgemeine Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit.

Faktor 5: Identität & Werte

Ein Jobwechsel kann die berufliche und persönliche Identität beeinflussen. Studien zeigen, dass ein Wechsel, der mit den persönlichen Werten und Zielen übereinstimmt, das Selbstwertgefühl und die Lebenszufriedenheit deutlich steigern kann.

Wer überlegt und mit Nachsicht an die Planung beruflicher Veränderungen herangeht, kann die „Psychologie des Jobwechsels“ optimal für sich nutzen.  Es gilt allerdings, sich einige praktische Ratschläge zu Herzen zu nehmen.  Dann steht einem ordentlichen Zugewinn an mentalem Wohlbefinden und der langfristigen Sicherstellung der eigenen psychischen Gesundheit nichts mehr im Wege. 

Ratschlag 1: Vorbereitung und Planung

Bereiten Sie sich gründlich auf den neuen Job vor. Informieren Sie sich über das Unternehmen, die Unternehmenskultur und Ihre neuen Aufgaben. Eine gute Vorbereitung reduziert Unsicherheiten und stärkt das Selbstvertrauen.

Ratschlag 2:  Gefühlsmanagement

Es ist normal, gemischte Gefühle zu haben, wenn Sie Ihren Job wechseln. Akzeptieren Sie Gefühle wie Angst, Aufregung oder Unsicherheit als ganz normalen Teil des Prozesses.

Ratschlag 3: Selbstbewusstsein und Geduld

Haben Sie Vertrauen in Ihre Fähigkeiten und seien Sie geduldig mit sich selbst, während Sie sich an die neue Rolle anpassen. Jeder Wechsel braucht Zeit, und es ist normal, dass es eine Weile dauert, bis Sie sich vollständig eingelebt haben.

Ratschlag 4: Positive Einstellung

Sehen Sie Jobwechsel als Gelegenheit für positive Veränderungen. Konzentrieren Sie sich auf die Vorteile, die der Wechsel mit sich bringen kann, wie neue Lernmöglichkeiten oder die Chance, Ihren Karrierezielen näherzukommen.

Ratschlag 5: Netzwerk aufbauen

Versuchen Sie, ein neues Netzwerk am neuen Arbeitsplatz aufzubauen. Gute Beziehungen zu KollegInnen können die Eingewöhnung erleichtern und das Gefühl der Zugehörigkeit fördern.

Ratschlag 6: Unterstützung suchen

Zögern Sie nicht, Unterstützung zu suchen. Jobwechsel gehen fast immer mit weiteren Herausforderungen einher: Partnerschaft und Familie, Sozialleben, Stress, Erschöpfung. Sofortunterstützung in allen Lebenslagen rund um die Uhr und an jedem Ort durch einige der renommiertesten ExpertInnen für psychische Gesundheit und mentales Wohlbefinden bietet die Plattform couch:now.

 

Zum Autor: Stefan Junker ist promovierter Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut und Systemischer Business-Coach. Er lehrt am Helm-Stierlin-Institut in Heidelberg und ist Co-Founder der Online-Selbsthilfe-Plattform couch:now.

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