Verdeckter Arbeitsmarkt: Definition und Tipps

Laut Studien werden rund 75% aller Führungspositionen über den „verdeckten“ Arbeitsmarkt besetzt. Aber was ist eigentlich der „verdeckte“ Arbeitsmarkt und wie können Sie ihn für sich erschließen?

Unter dem Begriff versteht man alle Positionen, die nicht an den öffentlichen Arbeitsmarkt -wie zum Beispiel über eine Stellenanzeige in der Tagespresse- gelangen, sondern auf anderen Wegen besetzt werden.

Die Gründe hierfür sind vielfältig:

  • Die Position noch durch den vorherigen Stelleninhaber besetzt ist und dieser soll (noch) nichts von seiner anstehenden Entlassung erfahren.
  • Die Position ist schwierig zu besetzen und das Unternehmen geht davon aus, dass sich nicht genug geeignete Kandidaten bzw. klar definierte Wunschkandidaten bei einer öffentlichen Ausschreibung melden. Daher wird ein Personalberater – häufig im Rahmen von Direktsuchen – beauftragt.
  • Der Bedarf ist (bisher) nur latent vorhanden: Das Unternehmen benötigt einen Problemlöser an einer bestimmten Stelle und hat die Stelle bzw. Suche noch nicht konkretisiert oder ist unzufrieden mit dem bisherigen Stelleninhaber und hat eine Veränderung noch nicht aktiv angestoßen.

Interessant für mich?

Öffnen Sie für sich Türen, die Sie über klassische Stellenanzeigen gar nicht entdecken. Bauen Sie aktiv Ihr Netzwerk auf und aus, um frühzeitig Vakanzen zu identifizieren und auch in Zukunft interessante Marktveränderungen wahrzunehmen.

Treffen Sie auf einen latenten Bedarf ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß die Stelle noch auf Sie und Ihre Kompetenzen angepasst werden kann und Sie damit einen klaren Wettbewerbsvorteil zu anderen potentiellen Bewerbern haben.

Der erste Schritt

Bevor Sie mit Ihrer Arbeit am Markt beginnen, erarbeiten Sie klare Botschaften:

  • Was wollen Sie erreichen und wie sieht Ihre Zielposition genau aus?
  • Welche Ihrer Erfolge und Kompetenzen sind relevant und wertvoll für künftige Arbeitgeber?
  • Was unterscheidet Sie und Ihr Profil von Mitbewerbern?
  • Wofür stehen Sie als Führungskraft und was treibt Sie an?

Je klarer Ihre Botschaften sind, desto leichter ist es für Ihre Gesprächspartner, Sie in Ihrer Qualität und Rolle zu verstehen, zu verorten, zu empfehlen und Sie mit konkreten Ideen, Impulsen und ggf. weiteren Kontakten zu unterstützen.

Das falsch verstandene Netzwerk

Das wichtigste Element bei der Arbeit im verdeckten Arbeitsmarkt ist das Netzwerken. Wir sehen uns in unserer Beratung täglich mit falschen Erwartungen und Annahmen konfrontiert: Niemand verfügt über ein Entscheider-Netzwerk, das mit einem Fingerschnipp passende Vakanzen zu allen möglichen Führungspositionen auf den Tisch legt.

Netzwerken ist vielmehr die Basis, um sich im Arbeitsmarkt schneller, sicherer und zielgerichteter zu bewegen und relevante Informationen und neue Impulse zu bekommen. Damit lassen sich dann die richtigen Türen öffnen und passende Berater und Entscheider kennen lernen.

Was gute Netzwerkarbeit ausmacht

Investitionen in das eigene Netzwerk sind immer mittel- bis langfristig und die wenigsten unserer Klienten verfügen über systematisch langjährig aufgebaute Netzwerke.

Die Kunst liegt darin, die eigenen Kontakte zu strukturieren, sich zu überlegen, welche Rolle sie im Suchprozess einnehmen und an welcher Stelle sie konkret helfen können, sinnvolle und erreichbare Ziele zu formulieren und so das Netzwerk zielgerichtet auf- und auszubauen.

Investieren sie konsequent Zeit in Ihr Netzwerk, pflegen Sie Kontakte regelmäßig und bauen Sie persönlich wie virtuell z.B. über LinkedIn oder XING neue auf.

Erfolgreiches Netzwerken beginnt immer mit Geben statt Nehmen. Denken Sie darüber nach, an welchen Stellen Sie Ihr Netzwerk unterstützen können. Sei es durch aktive Kontaktanbahnungen, das aktive Empfehlen Anderer, das Weitergeben von Informationen, das Einladen bzw. Mitnehmen zu Veranstaltungen oder einfach nur durch eine herzliche Geste. Die positive Resonanz ist garantiert – wenn auch manchmal aus einer ganz anderen Richtung.

Werden Sie an der richtigen Stelle sichtbar. Positionieren Sie sich dort, wo Sie hinwollen und nicht da, wo sie selbst lange waren oder grade sind. Nehmen Sie an Tagungen und Veranstaltungen teil, bieten Sie Ihre Kompetenz als Vortragender oder Moderator an, werden Sie Mitglied in relevanten Verbänden und Vereinigungen und engagieren Sie sich im Ehrenamt.

Auch wenn Sie Ihre Kontakte jahrelang wenig oder nicht kontaktiert und gepflegt haben: Werden Sie aktiv, denn für gute Netzwerkarbeit ist es nie zu spät. Und vielen Ihrer Netzwerkkontakte geht es genau so wie Ihnen!

 

Personalberater als Schlüssel

Ein Großteil der erfolgreichen Besetzungen erfolgt über Personalberater – im Bereich der Führungskräfte die „Executive Searcher“. Nur ein kleiner Teil dieser interessanten Aufträge wird dabei veröffentlicht.

Personalberater haben die Aufgabe, im Auftrag des Unternehmens klar definierte Profile mit dem optimalen Kandidaten, der gerne auch einmal das „karierte Maiglöckchen“ sein darf, zu besetzen. Daher kann es nicht bzw. nur bedingt ihre Aufgabe und Interesse sein, unaufgefordert zugesandte Lebensläufen durchzuarbeiten und Kandidaten bei ihrer Suche – honorarfrei – zu beraten. Bleiben Sie daher realistisch in Bezug auf das, was Sie von einem Berater erwarten können und was eben nicht! Und nehmen Sie Absagen bitte nicht persönlich – diese haben nichts mit Ihnen oder der Qualität Ihres Profils, sondern ausschließlich mit dem Suchfocus des Beraters zu tun.

Bei 7.000 Personalberater in rd. 2.000 Personalberatungen deutschlandweit wird es daher zur Herausforderung, die richtigen Partner zu finden, die entweder aktuell eine passende Vakanz oder regelmäßig vergleichbare Positionen besetzen, so daß sie ein konkretes Interesse an Ihrem Profil haben.

Besonders hilfreich für eine erste Orientierung sind regelmäßig in den Medien veröffentliche Rankings, die einen guten Überblick ermöglichen, welcher Berater in welcher Branche und ab welcher Gehaltshöhe aktiv ist. Auch die Homepages der verschiedenen Beratungen bieten hierzu aussagekräftige Profile. Eine überaus wertvolle Unterstützung bietet auch Ihr Netzwerk: Fragen Sie aktiv nach, wer durch welchen Berater besetzt wurde bzw. mit wem aktuell zusammengearbeitet wird. Eine Referenz ist häufig hilfreich, um ein erstes persönliches Gespräch zu generieren.

Erfolgreiche Initiativansprachen

Erstellen Sie eine Zielfirmenliste indem Sie darüber nachdenken, für welche Unternehmen Sie mit Ihrem Profil interessant sind: Wettbewerber, Lieferanten, Kunden, Unternehmen aus benachbarten Branchen, Unternehmen in gleichen Märkten?

Wenn keiner der bereits diskutierten Zugangswege offen steht, hilft die Initiativansprache. Die Wahrscheinlichkeit, auf eine offene Stelle zu treffen, ist natürlich geringer. Die Wahrscheinlichkeit des Vertragsabschlusses steigt jedoch unserer Erfahrung nach deutlich, wenn Sie auf eine dieser verdeckten Vakanzen treffen. Das liegt daran, dass die Positionen häufig noch individuell auf Ihr Kompetenzprofil zugeschnitten werden können und Sie wenig oder sogar keine Mitbewerber haben.

Voraussetzung ist immer eine individuelle und sorgfältige Vorbereitung: Finden Sie heraus, welche Strategien das Unternehmen verfolgt, wo Probleme zu erwarten bzw. heute schon sichtbar sind, die Sie in der Vergangenheit bereits erfolgreich bewältigt haben und an welcher Stelle Sie konkret zum Erfolg des Unternehmens beitragen können.

Richten Sie Ihre Botschaft an denjenigen im Unternehmen, der wahrscheinlich den Bedarf/das Problem hat und an den Sie künftig berichten werden. In der Regel sind dies Bereichsleiter, Geschäftsführer, Vorstände oder Eigentümer, Aufsichts- und Beiräte.

Nutzen Sie auch hier Ihr Netzwerk, um Hintergrundinformationen und Ansprechpartner zu recherchieren. Häufig ist das Netzwerk an dieser Stelle viel besser eingesetzt, als z.B. als Türöffner auf einer zu niedrigen Hierarchie-Ebene.

Unseren Klienten fällt es oft schwer, diesen ungewohnten Weg aktiv zu gehen. Um so mehr sind sie positiv überrascht, welche wertvollen Kontakte entstehen, auch wenn es nicht unmittelbar zu einer Zusammenarbeit kommt. Es lohnt sich!

Lassen Sie sich finden!

Last but not least: Sorgen Sie dafür, dass potentielle Arbeitgeber und Personalberater Sie auch finden können!

Heute ist das Internet die Hauptressource bei der Suche nach Potentialen und Talenten. Ein praktischer Tipp zum Schluss: Schreiben Sie Ihre Wunsch-Stellenanzeige, markieren Sie die Schlüsselbegriffe und sorgen Sie dafür, dass diese in Ihren Social-Media-Profilen verankert sind.Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der – vielleicht neuen – Arbeit im verdeckten Arbeitsmarkt!

Frank Vernauer, Geschäftsführender Partner und Experte für Karriereberatung und Einzel-Outplacement des Beratungsunternehmens P4 Career Consultants

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